Donnerstag, 31. Oktober 2024

18:15 Uhr

 

Prof. Dr. Marc Gabolde

Université Paul Valéry – Montpellier 3

Le rituel de «Frapper les vantaux» gravé au temple de Soleb.

Une Liturgie exceptionnelle où rois et dieux se confrontent

Schnitz S 01

Abstrakt
Das im Soleb-Tempel in Nubien eingravierte Ritual des «Schlagens der Türflügel»» ist einzigartig und daher einmalig. Es zeigt den König, wie er innerhalb einer großen Mauer von einem Tor zum anderen geht, indem er mit einem Knüppel auf die Türflügel schlägt. Dieses Ritual kann mit einer ebenso isolierten Episode am Tor von Osorkon II in Bubastis verglichen werden, wo Träger Fische und Vögel aus dem Tor tragen. Diese Träger werden mit sieben Gottheiten in Verbindung gebracht, die in Spruch 534 der Pyramidentexte angesprochen werden. Ein Mythenfragment aus dem Kalender der guten und schlechten Tage ermöglicht es, das Soleb-Ritual und die Darstellung aus Bubastis mit einer mythologischen Anekdote in Verbindung zu bringen, die am 22. Tag des ägyptischen liturgischen Jahres erwähnt wird.
Die gewonnenen Ergebnisse klären den Kontext der Jubiläen und bieten neue Wege zum Verständnis der Natur dieser Feiern.

 © Photographie Vincent Francigny

Mittwoch, 06. November 2024

18:15 Uhr

 

Dr. Abraham I. Fernández Pichel

Centro de História, Universidade de Lisboa

Der Tempel von Esna und seine Götter: das Männliche und das Weibliche in der ptolemäischen Fassadendekoration

Kollegienhaus Hörsaal 115

Abstrakt
Die altägyptischen Gottheiten wurden in der Regel in göttlichen Familien gruppiert, die einem Familienschema entsprechen: ein Gott, eine Göttin und ein Götterkind. Diese Anordnung bezeichnet man als „Triade“, wie es paradigmatisch der Fall in der Stadt Theben ist: Amon-Ra, Mut und Chons.

Eine Analyse der Beschreibungen der Götter und Göttinnen des ägyptischen Pantheons in den Hieroglyphentexten, die hauptsächlich aus der griechisch-römischen Zeit stammen, zeigt jedoch eine Vielzahl von Situationen, die über den rein heteronormativen sexuellen Binarismus hinausgehen. So sind viele Götter durch eine offensichtliche sexuelle Fluidität gekennzeichnet, manchmal mit dominanten männlichen Elementen, manchmal mit einer deutlichen Dominanz des Weiblichen.

Ein Beispiel hierfür findet sich in der Dekoration der ptolemäischen Fassade des Tempels von Esna in Oberägypten: Die in diesem Tempel verehrte androgyne Gottheit wird manchmal als Khnum (männlich) und manchmal als Neith (weiblich) bezeichnet.

Opferszenen für Khnum und Neith von den Innenwänden des Pronaos des Esna-Tempels | © Philippe Touzard und © Valerie Turmel

Donnerstag, 28. November 2024

18:15 Uhr

 

Dr. Svenja Nagel

Julius-Maximilians-Universität Würzburg

„Ich habe Nützliches getan, als ich auf Erden war.“
Zur Thematisierung von Wohltätigkeit und Gemeinwohl im Neuen Reich

Schnitz S 01

Abstrakt

In dem Vortrag möchte ich zentrale Fragestellungen, Probleme und erste Ergebnisse einer Studie zur Bedeutung von Gemeinwohl und Wohltätigkeit im alten Ägypten (mit Fokus auf dem NR) vorstellen, mit der ich im Rahmen des Heidelberger Thematic Research Network „Stiften, Spenden, Sammeln in der Longue Durée“ (Nov. 2021-Sept. 2023) beschäftigt war.
In Beamtenbiographien, königlichen Inschriften, aber auch normativen Texten wie Lebenslehren und einigen religiösen Kompositionen finden sich Aussagen und Leitlinien zum Einsatz von materiellen Gütern, Arbeitsleistung, Amtsautorität und Einfluss zugunsten der Gesellschaft als Ganzem oder aber bestimmter Gruppen und Institutionen innerhalb dieser. Obwohl keine konkreten ägyptischen Entsprechungen von Begriffen wie ‚Wohltätigkeit‘, ‚Gemeinwohl‘ etc. zu identifizieren sind, kann die Analyse einer Vielfalt von Quellen doch Einblicke geben, wie wohltätiges und/oder Gemeinwohl-orientiertes Handeln in der ägyptischen Gesellschaft verortet war, welche Personengruppen dies in welchem Kontext thematisierten, welche Nutznießer/Empfänger dabei bedacht wurden, und welche Gegenleistungen dafür erhofft oder sogar erwartet wurden. Darüber hinaus spannen ausführlichere Texte, die z.B. konkrete Stiftungen festhalten, jeweils ein komplexes Geflecht gegenseitiger Gabenbeziehungen und dazugehöriger Verpflichtungen auf, welches eine zentrale Funktion bei der Generierung und Verteilung materieller Güter und Status einnimmt.

Schreiberstatue des Amenhotep Huy, mit Biographie und Angaben über eine Stiftung.
Oxford, Ashmolean Museum AN1913.163 | © Foto der Autorin

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